GRÄVENWIESBACH – (Usinger-Anzeiger – anr). 40 Jahre in der Feuerwehr Grävenwiesbach. Seit 35 Jahren ununterbrochen in der Einsatzabteilung aktiv zur Hilfe am Nächsten. Und 15 Jahre lang Dienst als Gemeindebrandinspektor, in denen er das Feuerwehrwesen in der Großgemeinde maßgeblich prägte, die Ortsteilwehren zu einer bemerkenswerten Einheit formte und den Brandschutz sowie die Hilfeleistung in der kleinsten Gemeinde des Hochtaunuskreises den Erfordernissen und Lebensbedingungen des 21. Jahrhunderts anpasste. Hauptbrandmeister Markus Ullrich hat am 30. Juni den Dienst als Gemeindebrandinspektor beendet. Eine Ära geht zu Ende. Die Feuerwehr ist sein Leben. Der 52-jährige Grävenwiesbacher verkörpert wie kaum ein anderer den dauerhaften ehrenamtlichen Einsatz für seinen Heimatort. In ihm spiegeln sich zugleich 40 Jahre Grävenwiesbacher Feuerwehrgeschichte, in der sich der Wandel von einer freiwilligen dörflichen Brandschutzeinrichtung zu einem modernen Dienstleister für Schutz und Hilfe für die Bürger vollzog.

Am 26. März 1977 startete Markus Ullrich sein Engagement in der Jugendfeuerwehr. Er erinnert sich vor allem an einen großen Freundeskreis, der damals unter Jugendwart Werner Grafe und später Rainer Lauth viel schwitzen durfte, wenn es galt, per Hand gemeinsam die erste Tragkraftspritze zum Sportplatz oder zur Lehmkaut zu befördern. Die Feuerwehrklamotten waren in der Regel viel zu groß und wurden drei Jahre lang getragen, blickt er auf seine Anfänge. Und auf einen bemerkenswerten Wandel: „Früher war nicht das Personal das Problem, sondern die Ausstattung. Heute ist es genau umgekehrt.“

In den vergangenen Jahrzehnten änderten sich die Aufgaben grundsätzlich: „Zunächst hatten wir 20 Einsätze in der Großgemeinde, heute sind es zwischen 60 und 150 – je nach Unwetter.“ Und die Feuerwehrarbeit wurde viel professioneller: „Was früher auch einmal auf gut Glück gelöst wurde, würde heute gar nicht mehr gehen.“ Insofern war es für den scheidenden Gemeindebrandinspektor (GBI) folgerichtig, dass die Ortsteilwehren während seiner Amtszeit viel enger zusammenrückten und das Ortsteildenken zurückgedrängt wurde.

Den sichtbaren Ausdruck ortsteilübergreifender Zusammenarbeit und Ausbildung einer Gemeindewehr sah Ullrich nicht nur bei Katastrophenschutzeinsätzen beispielsweise beim Hochwasser in Dresden, sondern vor allem in der gemeinsamen Nutzung des Feuerwehrgerätehauses Grävenwiesbach, das seine Handschrift trägt. Der Bau des Gerätehauses 2004 war eine der ersten großen Projekte des GBI Ullrich, nachdem er das Amt am 21. Februar 2002 von Werner Wick übernommen hatte. „Das war ein ganz weiter Weg“, erinnert er an zehn Jahre Planung seit 1994 zusammen mit Wick und betont die Bedeutung des Baus im Bahnhofsweg: „Das Grävenwiesbacher Gerätehaus fiel so groß aus, weil es von allen Ortsteilen mitbenutzt wird und jeder einen Schlüssel hat, um Bereiche wie Atemschutz, Schlauchpflege oder die Kleiderkammer zentral und gemeinsam zu verwalten. Das ist Großgemeinde pur“, bekräftigt der leidenschaftliche Feuerwehrmann die inzwischen vorbildlich entwickelte Gemeinschaft aller sechs Wehren: „Man lernt sich kennen und schätzen.“

Mit den Neubauten der Gerätehäuser in Laubach und Naunstadt, sowie Modernisierungen in Mönstadt und Heinzenberg seien die Unterkünfte aller Brandschützer gemäß den Anforderungen der Zeit ausgestattet. Letzte Maßnahmen hierbei: der Erweiterungsbau für die Wehr Hundstadt im kommenden Jahr.

Nachdrücklich in Erinnerung geblieben sind dem Feuerwehrmann die schrecklichen Ereignisse, bei denen Menschenleben zu beklagen waren. So der schwere Verkehrsunfall mit Todesfall auf der B 456 Anfang Mai 1991. Oder der Februar 1990, als ein Kleinkind gesucht wurde, das tragischerweise im Wiesbach ertrunken war: „Das war meine erste große Einsatzleitung mit 300 Helfern“, seufzt Ullrich. Davon abgesehen war es die Initialzündung für das erste Telefon im alten Gerätehaus im Rathaus. Weil es kein Telefon gab, musste das Technische Hilfswerk ein Not-Telefon installieren. „Vorher mussten wir immer 50 Pfennig in der Tasche haben, um die Leitstelle aus der Telefonzelle anzurufen.“ Ullrich gibt zu, dass es ihm nicht immer gelungen ist, einen Todesfall nicht an sich herankommen zu lassen. Er erlebt den persönlichen Dank der Geretteten jedes Mal als besonders prägend: „Da bekomme ich Gänsehaut.“

Dem Feuerwehrwesen bleibt der Kreisbrandmeister (seit 2009) auf Kreisebene erhalten und ist stolz darauf, dass die kleinste Wehr im Kreis hohe Anerkennung genießt: „Unsere Stimme wird gehört.“ Vermissen wird der Mitarbeiter der Bodenverkehrsdienste am Frankfurter Flughafen, dessen Nachfolger als GBI auf der Gemeindefeuerwehrversammlung am 11. August gewählt werden wird, nach eigener Aussage nichts. Er freut sich stattdessen auf mehr Freizeit mit Freundin Annette, die in der Vergangenheit zu oft auf ihn verzichten musste. In bester Erinnerung bleiben ihm das 100-jährige Jubiläum der Wehr Grävenwiesbach 2003, als er vor 400 Besuchern in der evangelischen Kirche die Festansprache hielt: „Das war gigantisch.“ Unwiderruflich erhalten bleibt die persönliche Freundschaft mit der französischen Partnergemeinde Wuenheim, wo Ullrich maßgeblich mit Thorsten Pauly, sowie Jean-Marc Weber, Eric Doenlen und Robert Hasenforder die Partnerschaft der beiden Feuerwehren aufgebaut hatte.

Seinem Nachfolger gibt der unermüdliche Floriansjünger als Wunsch mit, in der Gemeinschaft stark zu bleiben und Partnerschaften weiterzuentwickeln: „Vor 20 Jahren sind wir belächelt worden, als wir anfingen, die Tageseinsatzstärke mit auswärtigen Feuerwehrleuten, die in unserer Gemeinde arbeiten, abzusichern. Heute ist das normal und es sorgen 15 Kameraden mit ihrem Einsatz dafür, dass wir rund um die Uhr Hilfe leisten können.“

Quelle: Usinger-Anzeiger.de
Link: http://www.usinger-anzeiger.de/lokales/graevenwiesbach/markus-ullrich-beendet-dienst-als-graevenwiesbacher-gemeindebrandinspektor_18019934.htm